Die Fahrt mit dem Shovel-Projekt zum Nordkap
...Die Beste Etappe der Tour, Tag 4, Samstag 14. Juni 2015


Der aufmerksame Leser weiß natürlich, dass für uns der Tag nach dem Duschen damit angefangen hatte, den Stoßdämpferanschlag Die Route, die wir am zweiten Tag gefahren sind zu begrenzen. Alte, getragene Socken eignen sich übrigens gut als Stoßdämpferanschlag

Aus den Vortagen hatte ich genug alte Socken über, die in meinem (Schmutz)Gepäck nur unnötig viel Platz wegnahmen. Sie sollten für unseren nächsten Plan herhalten und innerhalb der Stoßdämpferfedern eingeklemmt werden.

Sogenannte "Gummistrapzen/Kabelbinder" sollten die Socken fixieren. Das "Einarbeiten der Socken" klappte prima und deshalb wurde auch noch daran gedacht, dieses Provisorium mit Gewebeklebeband zu vertuschen.

Matthias hatte davon ausreichend mitgenommen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und danach fingen wir an, die Mopeds zu bepacken. Fertig, die 'Fulldresser-Stoßdämpfer' mit weichem Anschlag

Wie schon erwartet öffnete das Campingplatzrestaurant erst wieder nach 10.00 Uhr und deshalb starteten wir die Motoren, um vor dem Frühstück eine Runde zu fahren. Schon nach den ersten Metern merkte ich, dass die Socken einen guten Job machten. Man konnte nun gar keine Schleifgeräusche mehr wahrnehmen..."alles Bestens"

Wir fuhren in Richtung finnische Grenze. Ich war froh, dass ich auf meinen letzten Joker, die "lange Elli" zurückgreifen konnte und sie angezogen hatte. Irgendwo in Schweden Leider verfügte ich über keine Sturmhaube und deshalb zog ich die Kapuze meines Sweatshirts unter den Helm. Das funktioniert hervorragend. Bei so kaltem Wetter bin ich wohl das letzte Mal während der Ausbildung in den 80iger Jahren Motorrad gefahren.

Auf einer Tankstelle in Gällivare waren wir glücklich ein (etwas) anständiges Frühstück mit warmen Kaffee einnehmen zu können und trafen noch einen deutschen Auswanderer aus Bremen, der aber in Kiel aufgewachsen war. Darum konnte er unsere Kennzeichen recht gut zuordnen.

Tante-Emma-Allrounder an der schwedisch/finnischen Grenze Bevor wir losfuhren, warnte er uns vor den "blöden" Rentieren, mit denen wir an diesem Tag noch mehrmals Kontakt haben sollten.
Wir fuhren durch schöne Gegenden und plötzlich waren wir kurz vor der finnischen Grenze. Noch einen Kaffee in den etwas verfrorenen Körper geschmissen, links abbiegen und schon waren wir in Finnland, in welchem man mit "richtiger" Währung bezahlen kann. Das Gelesende kann kaum jemand aussprechen, immerhin wird in Euro bezahlt

Eine gefühlte kurze Zeit später war der Tank schon wieder leer. Vorsichtshalber gleich mal vier Halbe mit eingekauft. Wer weiß was kommt.
Endlos waren die Straßen und das Fahren war nicht wirklich aufregend. Irgendwo hatten wir dann auch den ersten Kontakt mit den "niedlichen" Rentieren. Man sollte an diesen wirklich nur mit Schrittgeschwindigkeit vorbeifahren, denn Gene eines Fluchttieres haben sie nicht.

Achte Erkenntnis: Rentiere sind einfach nur dumm! Die Berglandschaft beginnt in Norwegen

Die ersten 150 Kilometer in Norwegen, die durch die Finnmark führen, waren nicht viel aufregender; eine etwas größere Ortschaft, ein paar Aussichtplätze und wieder endlose Straßen.

Aber dann, ca. 50 Kilometer vor Alta fing das Motorradfahren wieder an Spaß zu machen. Man fährt durch Schluchten, Theoretisch könnte man hinter jeder Kurve anhalten die an Flüssen längsführen oder sieht des Öfteren die "dummen Rentiere", die in den Berghängen grasen und manchmal unverhofft vor das Fahrzeug springen. Die Landschaft selbst ist schon sehr beeindruckend.

Es wurde langsam spät, ein Verkehrsschild in Alta gab uns den Hinweis, dass wir uns 250 Kilometer vor dem Nordkap befanden. Da wir noch keine Übernachtungsmöglichkeit hatten, beschlossen wir den nächsten Campingplatz hinter Alta aufzusuchen. Wir fuhren (ungewollt) auf der Europastraße 69 noch einmal 110 Kilometer und landeten in dem kleinen Ort "Olderfjord", auf dem dortigen Campingplatz.

Eine "Hundehütte" mit den Maßen 2x3 Meter für umgerechnet fast 70 €. Die gute alte Kinderfrage zum Etagenbett kam hoch: "Wer schläft oben?" Der Preis war mehr als happig, aber wir hatten einen warmen und trockenen Schlafplatz gefunden.
3014 Kilometer waren wir jetzt insgesamt unterwegs; eine Tageskilometerleistung von 733 Kilometern..., doch das war uns nicht genug.

Es wurde eh nicht dunkel und deshalb machten wir uns gegen 20.00 Uhr auf den Weg zum Nordkap. Wir erhofften uns weniger Tourismus und konnten somit einen Tag einsparen, zumal Norwegen in Bezug auf die Kosten kein Schlaraffenland ist. Ziemlich dumme Aufnahme, aber der Weg ist das Ziel und wir sind stolz, dass wir es bis zum Norkap geschafft haben Die E 69 ist in dieser Gegend eine Küstenstraße und wirklich sehr schön zu befahren... und immer wieder diese "dummen Rentiere". Irgendwie macht man sich nach dieser Tour keine Gedanken, cool auszusehen. Braucht man auch nicht

Es war nicht ganz 22.00 Uhr, als wir die (umgerechnet) 35 Euro Eintritt am Kassenhaus bezahlt hatten, um das Nordkapplateau betreten zu können. Wer einmal hier ist, dem ist der sehr hohe Eintrittspreis fast egal, denn erst unter dem Metallglobus stehend hat man es wirklich geschafft.

Beeindruckend, was trotz des etwas schlechten, nasskalten Wetters, auf dem Gelände los war. "Das muss tagsüber richtig die Hölle sein", dachte ich. Denn trotz der späten Uhrzeit, sah man immer wieder neue Reisegruppen, die in Reisebussen angefahren kamen und das Gelände betraten.

3174 Kilometer waren wir in den letzten 4 Tagen gefahren, unglaublich und die Shovel war (bis auf die kleinen Pannen) wirklich zuverlässig gewesen. Nicht die besten Sichtverhältnisse Das Erreichte machte uns doch sehr stolz.
Ich hätte gerne einen Halben aus der Tasche gezaubert, aber in Norwegen ist die Alkoholgrenze mit 0,1 Promille ziemlich niedrig. Somit mussten wir auf das Bier vorerst verzichten. Die Nordkap-Skulpturen 'Kinder dieser Welt' mit den 'Mopeds dieser Welt'

Mit einem Auto oder Wohnmobil hier hochzufahren ist eine andere Nummer. Wenn es kalt oder nass wird, setzt man sich wieder ins Warme.
Es gibt nur noch eine weiteren Randgruppe, denen ich mehr Respekt für das Erreichen dieses Ziels zolle; es sind die noch "bekloppteren" Fahrradfahrer. Und hier oben sieht man einige, die voll beladen versuchen "ihr Ziel" zu erreichen.

Nach einem etwas längeren Aufenthalt machten wir uns wieder auf den Rückweg. Immerhin hatten wir noch die 140 Kilometer Rückfahrt vor uns. Keine Angst, Matthias kriegt sich wieder ein Hier verzichte ich auf einen Kommentar Auch wenn es jetzt regnete und die Bergstraße vom Nordkap nass war, brachte es wieder Spaß, durch diese schöne Gegend zu fahren.

Die "dummen Rentiere" schienen auch nicht schlafen zu können. Die Küstenstraße war trocken und auf Grund der späten Uhrzeit brauchten wir uns um Geschwindigkeitsmessungen keine Sorgen machen.

Es war schon fast zwei Uhr, als wir die Motoren abstellten und genüsslich ein Bier tranken. Eine der vier Dosen war schon in der Packtasche geplatzt, aber egal. Wir waren nun insgesamt 3307 Kilometer unterwegs und unser Tagespensum lang bei 1013 Kilometern.
Das war weit aus mehr als wir je gedacht hätten.


Neunte Erkenntnis: Stabile Dosen kennen die Skandinavier nicht!

Als die beiden Halben ausgetrunken waren, schliefen wir beruhigt ein.



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