... unterwegs, im Land der Elche und der unzähligen Seen
Es war mal wieder an der Zeit, eine Runde zu drehen. Eine Veranstaltung sollte nicht im Vordergrund stehen, sondern der Weg war das Ziel.
Schweden ist bekannterlich das Reich der Langgabler und Hinterrad-Autoreifen. Für solch ein Vorhaben bietet sich das Land also förmlich an.
Aber auch die Veranstaltung "Mälaren Runt" weckte meine Neugierde. Diese Veranstaltung wurde 1986 vom schwedischen Motorradmagazin MCM ins Leben gerufen. Ziel war es, gemeinsam mit den Lesern etwas zu veranstalten.
Man entschloss sich zu einer ca. 300 Kilometer langen Rundfahrt um den "Mälaren-See". In Enköping, bei dem ortsansässigen Strul MCC, dessen Clubgelände direkt an der Strecke des Mälaren Runt liegt, findet quasi die Abschlussfeier statt. Das passt, dachte ich mir, und so entschloss ich mich an einem Donnerstag aufzubrechen, um diese Strecke an einem verlängertem Wochenende "abzuspulen". Wettertechnisch war es am Tag der Abfahrt bewölkt, aber eher trocken...zumindest die ersten 30 Kilometer. Dann setzte langsam Nieselregen ein, der immer stärker wurde. Die ersten 200 Kilometer wurden also im Dauerregen abgefahren. In Höhe Kolding wurde es endlich trocken und somit konnte ich die Brücke des Storebælt glücklicherweise bei strahlendem Himmel überqueren.
Weiter ging die Fahrt bis nach Kopenhagen. Hier überquert man den Øresundbelt in Richtung Malmö. Nachdem man unter den Flughafen durch einen Tunnel gefahren ist, folgt auch hier eine ziemlich lange Brücke. Nach erneuter Zahlung eines Wegzolls hieß es dann endlich: "Hej Sverige!" Weiter ging es über die E 20 in Richtung Jönköping, da ich vorhatte, den Hinweg am Vättern (dem zweitgrößten See Schwedens) abzufahren. Die Zeit verging wie im Fluge und so entschloss ich mich nach 750 Kilometern, gegen 20.00 Uhr, auf einem Campingplatz in Gränna, mein erstes Nachtlager aufzuschlagen.
Zumal ich mir auch nicht sicher war, ob ich bei einer Weiterfahrt und den noch vor mir liegenden 320 Kilometern Leute auf dem Gelände des Strul MMC antreffen würde.
Das Schlafen hingegen erwies sich als etwas schwieriger, da der Motor im Kopf noch weiter lief, aber irgendwann hörte ich auch diesen nicht mehr. Am nächsten Morgen ging es über die Route 50, Richtung Enköping. Wettertechnisch passte alles; morgens machten mir die Reste des Nachtregens zwar noch die Lederbüx nass, aber dann schien die Sonne. In Höhe von Eskilstuna, kam eine ziemlich schwarze Wand auf mich zu. "Das sieht gar nicht gut aus", dachte ich insgeheim und zog es vor, mit meinem gelben Regenanzug, mal wieder einen auf "Leuchtprinzen" zu machen... und das war genau richtig, wie sich ca. 15 Minuten später herausstellte.
Wassermassen, gepaart mit Hagelschauern, die dann vom Himmel kamen, hatte ich zuvor auf dem Moped noch nicht erlebt. Ich befand mich auf einem Teilstück der Autobahn und wusste nicht, ob es gefährlicher war, mit dem Moped auf dem Standstreifen anzuhalten oder auf den Wassermassen "weiter zu surfen"; nun gut, auch dieses Unwetter ging vorüber. In Enköping musste ich dann noch ein paar Umwege fahren, da der direkte Weg zum Clubhaus auf Grund der Wassermassen vorerst nicht befahrbar war. Am frühen Nachmittag erreichte ich dann endlich das Clubgelände. Schnell das Zelt aufgebaut und die ersten Eindrücke suchen. Was mich total begeisterte, war eine einfache Steckdosenleiste, die den Besuchern zur Verfügung gestellt wurde, um ihre Handys aufladen zu können. Weiter entnahm ich einem Veranstaltungshinweis, dass als Hauptakt am Samstag "Rosie" spielen. "Wer ist dat denn", dachte ich insgeheim, verwarf aber vorerst diese Frage. Recht gemütlich verlief der Rest des Tages mit ein paar Gesprächen bei dem ein oder anderen Bier. Am Samstag war der Tag des Mälaren Runt. Den Gedanken, mich an ein paar Leuten ranzuhängen, die vor dem Clubheim standen und den Anschein machten, als wollten sie in Richtung Stockholm, zum eigentlichen Ausgangspunkt dieses Events, fahren setzte ich dann auch um. War ein ziemliches Tempo, was da vorgelegt wurde, aber mein Moped kam gut mit. In Stockholm kam es dann zu meiner ersten Panne seit vielen Jahren. Das Moped blieb einfach stehen und sprang nicht wieder an. Warum sollte sie auch, der Kontaktabstand war ca. 2-3 mm größer als normal. Nun gut, nichts dabei gedacht, Abstand ungefähr korrigiert (keine Fühlerlehre dabei) und weiter ging es. Aber irgendwie war der Motorlauf unruhiger als gewohnt. Am Ausgangspunkt angekommen war mein Plan, den ersten Abschnitt (bis Eskilstuna) mit dem Motorradpulk zu fahren. Von dort aus wollte ich auf einen Swapmeet, um dann direkt nach Enköping wieder zurück zu fahren. Kurz nach der Abfahrt fing mein Moped erneut an zu stottern. Ich entschloss mich zu einem "kontrollierten" Stopp und bin deshalb auf die nächste Tankstelle gefahren. Dort wurde die Zündung erneut überprüft. Ich stellte fest, dass vom Zündkontakt ein aufgeklebtes Plättchen fehlte (deshalb der große Abstand), was auf den ersten Blick nicht zu erkennen war. Nachdem ich die Zündkontakte ersetzt hatte, lief der Zossen wieder wie früher. Um das letzte Ende des Geschehens zumindest in Enköping verfolgen zu können, fuhr ich auf direktem Wege zum Clubgelände zurück. Am frühen Abend wurde das Volk zuerst mit Spielen belustigt, während sich die Live-Bands sich mit ihren Instrumenten warmspielten. Das war wirklich gut. Angefangen mit einer Cover-Band, und dann kam "Rosie", die Band, dessen Name von dem Lied "Whole Lotta Rosie" abgeleitet wurde. Mehr brauche ich dazu wohl nicht zu erwähnen. Anfangs wippen nur die Füße und dann konnte ich es nicht lassen. Man gut, dass ich meine Luftgitarre dabei hatte, somit war ich nach einer guten Stunde komplett durch mit der Geschichte "Rosie". Am nächsten Morgen wachte ich sehr früh auf. Eine Dusche, die den Besuchern auf dem Platz zur Verfügung stand, lieferte nur kaltes Wasser. Dafür war man nach dieser aber richtig wach.
Moped bepackt und los ging es, Richtung "Tyskland". Ich fuhr in Schweden, soweit es ging, ausschließlich Landstraße. Viele Eindrücke konnte ich auch hier sammeln. Gerne hätte ich in Linköping, wo an fast jeder Ausfahrt ein Flugzeug auf einem Podest aufgestellt ist, mein Moped mit einem Solchen fotografiert. Aber das ließ leider der Straßenverkehr nicht zu. Gegen Mittag bemerkte ich während der Fahrt das Flimmern der Ladekontrollleuchte. Gedanklich erst ein "Oh, Oh!" in die Wildnis gebracht. Dann sprach ich mir Mut zu: "Das wird schon, Donald hat es auch geschafft! Erst einmal das Licht ausschalten." Tja, dann kamen wieder die Brücken und das langweilige Dänemark. Unzählige Fahrzeuge auf dem Seitenstreifen verschafften mir in Zusammenhang mit der immer heller werdenden Kontrollleuchte ein schlechtes Gewissen.
Es dämmerte schon als ich die Grenze in Flensburg passierte. Aufmerksame Autofahrer erinnerten mich wild gestikulierend daran, dass ich anscheinend vergessen hatte, mein Licht einzuschalten. Ich wollte es aber nach Hause schaffen und klemmte mich hinter einen LKW, so wurde ich zumindest von hinten gesehen. Als dieser einen anderen PKW mit Anhänger überholte, war mein neuer Plan, rechts hinter dem PKW bleiben und auf dem Seitenstreifen weiterfahren.
In Höhe "Jagel" entschloss ich mich zur Abfahrt, auch um zu sehen, was passiert wenn ich das Licht einschalte, denn die Kontrollleuchte blendete mich mittlerweile schon. Der Rest ist schnell geschrieben:
=> Abgefahren => während der Fahrt das Licht eingeschaltet => Elektrik bricht komplett zusammen, Moped geht aus => Handy raus und die Gelben Engel gerufen => Moped aufgeladen => 2,5 Stunden später als gedacht zu Hause.
Aber es war eine geile Tour, auf welcher in kurzer Zeit richtig Kilometer abgespult wurden und ich zu Hause eher erholt als erschöpft ankam
...Gruß Norbert