Die große Frage nach dem Motoröl
Streiten und/oder Wissen

Auf Grund meiner Motorrevision, habe ich mich mit dem Thema "Motoröl" etwas mehr beschäftigen müssen. Das kam daher, dass der Motorenbauer mich bei der Besichtigung der Motorenteile nach meinem Öl (Mehrbereichsöl) ausfragte und mir diesbezüglich ein paar Fragen stellte, die mich zum Nachdenken anregten. Und wie dieser Motorenbauer auch, hat jeder andere (ob nun Motorenbauer oder nicht) eine eigene Meinung, wenn es um DIE Ölfrage geht.
Gibt es da überhaupt gescheite Leute, die eine richtige Lösung parat haben, wem kann man glauben?
Daraufhin habe ich mich mal hingesetzt und im Internet etwas gegoogelt. Was dabei heraus gekommen ist, habe ich versucht, hier zusammenzufassen. Anfangs dachte ich schreib mal eben was, aber es ist wirklich ein umfassendes (Streit)Thema, in welchem letztendlich jeder für sich selbst (s)eine Lösung finden muss.

So und nun geht es los, ein bisschen Theorie muss sein, damit man weiß, was die Zahlen und Buchstaben auf den Ölbehältern überhaupt bedeuten.

  1. Mineral-Öl (Basisöl)

Es wird vollständig aus Erdöl hergestellt, quasi "naturrein". Deshalb ist es die preiswerteste Ölsorte. Diese Öle wurden bis in die vierziger Jahre in allen Fahrzeugen verwendet; erst als die Motoren höheren Belastungen standhalten mussten, wurden Ihre Eigenschaften durch Additive (Zusätze) verbessert; später fand eine Klassifizierung durch die API (American Petroleum Institute) statt.

Auf die besonderen Öle, wie Vollsynthetik-Öl und Teilsynthetik-Öl, werde ich hier nicht eingehen, da selbst führende Schmierstoffhersteller folgender Meinung sind:

 

  • HD -Heavy Duty-
  • Heavy Duty steht für hohe Beanspruchung.
    Mittlerweile ein veralteter Begriff, der nicht mehr auf allen Ölbehältern anzutreffen ist. Es waren die ersten Öle die mit Zusätzen vermengt waren.

     

  • API-Klassifikation -American Petroleum Institute-
  • Es ist die größte Interessengemeinschaft der Öl- und Gasindustrie in den USA.
    Ein wichtiges Arbeitsgebiet ist die Erarbeitung von technischen Richtlinien und Standards. Der Einfluss des API geht weit über die USA hinaus.

    3.1 API - S (Service):

    Am weitesten verbreitete Norm für Viertakt-Ottomotoren. Je höher der zweite Buchstabe, umso anspruchsvoller die Prüfungen.

    API-SA Regulär-Motoröle evtl. mit Pourdepressant (hä?) und/oder Antischaummittel
    API-SB Motoröl für niedrig beanspruchte Otto-Motoren mit Wirkstoffen gegen Alterung, Korrosion und Verschleiß
    API-SC Motoröl für mittelbelastete Otto-Motoren wie SB plus Wirkstoffen gegen Verkokung
    API-SD Motoröl für schwere Betriebsbedingungen bei Otto-Motoren (von 1968 bis 1971)
    API-SE Motoröl für sehr hohe Anforderungen bei Otto-Motoren (von 1971 bis 1972)
    API-SF Motoröl für sehr hohe Anforderungen bei Otto-Motoren wie SE + verbessertem Verschleißschutz und Schlammtragevermögen
    API-SG Motoröl für höchste Anforderungen wie SF und einem Schutz gegen (Schwarz-) Schlammbildung
    API-SH Motoröl für höchste Anforderungen (ab 1993) wie SG; entspricht zusätzlich den Anforderungen HTHS und Verdampfungsverlust (HTHS = High Temperatur High Shear / Hochtemperaturviskosität)
    API-SJ Nachfolgeklassifikation zu API SH. Verschärfte Anforderungen hinsichtlich Verdampfungsverlust (gültig ab Oktober 1996)
    API-SK/SL Nachfolgeklassifikationen zu API SJ
    API-SM Ist bereits absehbar

    3.2 API - C (Commercial):

    für Dieselmotoren in Nutzfahrzeugen und LKW, gültige Normen sind derzeit API - CF und API - CI-4 für Viertakt-Dieselmotoren sowie API - CF-2 für Zweitakt-Dieselmotoren. Hier erspare ich es mir die Klassifikationsangaben detailliert aufzuführen, trotzdem erwähnenswert, da die API-C eventuell auch auf den Öldosen erwähnt wird.

    3.3 ACEA-Klassifikation: -Association des Constructeurs Europeens d'Automobiles-

    Es ist quasi die "API-Interessengemeinschaft" aus Europa. Die "ACEA" ist die Nachfolgeorganisation der "CCMC". Auch hier erspare ich es mir, weiteres detailliert aufzuführen.

     

  • SAE -Society of Automotive Engineers-
  • 1911 wurde von der SAE ein Motoren-Klassifikations-Systems erschaffen. Von der SAE erarbeitete Einteilungen sind unter anderem die SAE-Viskositätsklassen und die SAE-PS (Pferdestärken).

    4.1 SAE-Viskosität

    Die Viskosität ist ein Maß für die Zähflüssigkeit des Schmieröls und sagt nichts über dessen Qualität aus. Die Viskosität wird mit einer Zahl zwischen 0 und 60 vor und nach dem 'W' ausgedrückt.

    Grundsätzlich sollte die Auswahl eines Motoröles in unseren Breitengraden (wenn vom Herstellen nicht anders vorgeschrieben) folgenden Viskositäten entsprechen:

    4.2 Mehrbereichsöle

    Bei einem Mehrbereichsöl (z. B. 20W-50) würde das Öl im kalten Zustand also weniger zähflüssig sein als im warmen Zustand. Somit ist eine (schonende) Warmlaufphase des Motors überflüssiger geworden.

    Deshalb ist für die Ölauswahl die "Hoch-Temperaturviskosität" (…-50/60) entscheidend. Die Viskosität bei kalter, bzw. niedriger Temperatur ist (eigentlich) ohne Belang, kommt aber der Schmierung (da dünner) zugute.

    4.3 Viskositätsspreizung

    Es ist der unterschiedliche Viskositätsbereich bei Mehrbereichsöle, z.B. 10W-40, 20W-50...
    Je enger diese Zahlen in den Ölbezeichnungen zusammen liegen (die Zahlen beschreiben die Viskosität bei niedriger, 37,8°C, bzw. hoher, 98,9°C, Temperatur), desto geringer ist die Viskositätsspreizung.

    Eine große Viskositätsspreizung wird durch VI-Verbesserer (Viskositätsindexverbesserern = langkettige, polymerer Additive) erreicht und sorgt scheinbar für die optimalste Schmierung.
    Diese Polymerketten, die kalt "zusammengedrückt" vorliegen, "strecken" sich bei zunehmender Öltemperatur und sorgen somit für eine höhere Viskosität als sie das Grundöl normalerweise hätte.
    Sie haben einen gravierenden Nachteil, denn sie sind scherempfindlich, werden also im Motor zu kleinen Teilen zerhackt und verlieren dadurch ihre Wirkung. Die Scherung von VI-Verbesserer kann besonders bei hoher mechanischer Belastung des Öls in engen Schmierspalten und an Zahnflanken in Verbindung mit hohen Öltemperaturen auftreten, bei denen die VI-Verbesserer "gestreckt" sind.

     

  • Welche Empfehlung spricht Harley Davidson ® über die Öle aus?
  • H.-D. empfiehlt natürlich das "Genuine Harley-Davidson ® Motorcycle Oil", weil es wichtige Zusatzstoffe (HD 360) enthalten soll, die andere Öle nicht besitzen. Unter anderem wird durch dieses Öl folgendes erreicht:
    • Kühlung der Motorteile
    • Verhütung von Verschleiß
    • Verhinderung von Schaumbildung
    • Motorschutz gegen Rost und Korrosion
    • Reduziert Reibung und Verlustleistung
    • Schnelle Ölzirkulation nach dem Starten
    • Das Öl ist wie jedes andere mischbar, bloß leider gehen dann seine eigentlichen "Hochleistungseigenschaften" verloren.

    5.1 Wie viel versprechend sind diese geheimen-Harley-Additive (HD 360)

    Auf einer Seite habe ich sogar gelesen, dass Harley Davidson ® nicht einmal die Verwendung von Ölen aus der Luftfahrt empfiehlt, weil in diesem "ihre" wichtigen Zusatzstoffe nicht vorhanden sind …uuuuiiii

    Im ersten Moment dachte ich, meine Güte, die legen sich aber weit aus dem Fenster. Die Aussage kann aber jeder Ölhersteller versprechen, weil hier unterschiedliche Anforderungen an das Öl gestellt werden.

    5.2 Der Versuch zu vergleichen

    Das einzige mir derzeit bekannte Öl, welches auch die Garantieansprüche von Harley Davidson ® aufrechterhält, kann man über RevTech erwerben.
    Sicherlich können uns Garantieansprüche egal sein, ich wollte halt nur darauf aufmerksam machen, dass diese Öle von der Company akzeptiert werden.

    Speziell für den Einsatz in amerikanischen Harley V-Twin Motoren wurde von der Firma Spectro Oils ein Öl entwickelt, welches (nach deren Firmenangaben) alle bekannten OEM-Garantieanforderungen erfüllten soll. Nun gibt es natürlich noch weitere unzählige Ölsorten, die (auch nach deren Firmenangaben) diese Norm erfüllen.
    Ob nun von Motor Factory oder Amsoil oder welche Marke auch immer, nur sind diese Öle sind Harley Davidson ® anerkannt.

    Diese Aufzählung ist somit nicht abschließend und deutsche Öltechniker haben da eine andere Meinung:

    Wenn man nun die gemachten Aussagen ohne die Besonderheiten eines Genuine Harley-Davidson ® Motorcycle Oil mit den API-Klassifikationen vergleicht, muss man feststellen, dass für unsere (Oldtimer-)Harleys ein Öl mit der API Klassifikation API-SH SAE 50 oder API-SH SAE 20W-50 den Mindestanforderungen entsprechen würde.

    Mittlerweile erfüllt heute bereits billiges Baumarktöl solch eine Spezifikation und ist somit besser als jedes Öl, was man in den 50/60 ziger Jahren erwerben konnte, sofern es sich um ein Erstraffinat (nicht aus Altöl gewonnen) handelt, obwohl:

     

  • Fazit (kann es überhaupt ein allgemeines geben)?
  • Auf jeden Fall sollte es sich bei unseren Oldtimern um ein Mineralöl handeln, mit einer Hoch-Temperaturviskosität von SAE 50.
    Und folgende Fragen muss jeder für sich selbst beantworten:

    6.1 "Genuine-Oil" oder ein anderes Öl?

    Sind die Zusatzstoffe von dem "Genuine Oil" nun so erforderlich, oder ob es nur ein zusätzliches Geschäft ist für die Company?

    6.2 Einbereichsöl oder Mehrbereichsöl?

    Aus einem Aftermarket-Katalog habe ich in Bezug auf das Motoröl von Harley-Davidson ® Motorräder einmal folgendes entnommen: Es findet also auch hier schon eine "Ausgrenzung" zum Mehrbereichsöl statt. Wie oben beschrieben, besitzt ein Einbereichöl nicht die "VI-Verbesserer", die sich durch Verschleiß auf die Qualität eines Öles auswirken können. Möchte man das?

     

  • Allgemeines zum Öl?
  • 7.1 Mischen von Ölen

    Motorenöle, welche die API-Spezifikation erfüllen, müssen untereinander mischbar sein, die Qualität muss dann immer noch der des schlechtesten enthaltenen Öles entsprechen.
    Beim Mischen von Synthetik- und Mineralölen gehen die Meinungen auseinander, sollte in diesem Fall aber auch nicht weiter interessant sein.

    7.2 Ölwechselintervalle

    Bei Oldtimern ist nicht (nur) die Kilometerzahl das Kriterium für die Ölwechselfrist, sondern die Zeit. Die Motoren von Oldtimern sind in erster Linie vor Korrosion zu schützen.
    Zumal die kontinuierliche Qualitätsverbesserung der Motorenöle durch Additive aber auch durch Weiterentwicklung der Grundöle, trotz steigender Ölbelastung zu einer deutlichen Verlängerung der Ölwechselintervalle geführt hat.

    7.3 Grundsätzlich sollte man einen Ölwechsel im Herbst durchführen

    Verbrauchtes Öl ist schwarz und von Schmutzpartikeln durchsetzt, hat sein Viskositätsspektrum bei Mehrbereichsölen stark eingebüßt und enthält aggressive Säuren aus dem Verbrennungsprozess.

    7.4 Motorölfilter sollten immer mit gewechselt werden

    Ich glaube dazu brauche ich nichts beizutragen; immer mit wechseln.

    7.5 Haltbarkeit und Lagerung von Motoröl

    Motoröl soll eine begrenzte Haltbarkeit haben; ungeöffnete Dosen 3-5 Jahre, geöffnete ca. ein 1/2 Jahr.

     
    Der Ölkreislauf bei Harley Davidson Motorcylces

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